Sonntag, 2. August 2015

Wanderung von Geising aus zur Burg Kyšperk

Bei schönem und vor allem zuverlässigen Sommerwetter wollten wir gern mal wieder im Osterzgebirge wandern. Mein Vorschlag war das Mückentürmchen, denn dieses Ziel bedeutet, dass die Tour (von Geising oder Altenberg aus) 20 Kilometer überschreitet. Christian sah sich verschiedene Tourenbeschreibungen im Netz an und stieß auf die Burg Kyšperk. Tatsächlich ist diese Burg ein attraktives Wanderziel und gut über Fürstenau und Fojtovice zu erreichen. In Fürstenau kann man parken, aber als Nicht-Autofahrer starten wir in Geising (Station der Müglitztalbahn). Da die Tour einen schönen Bogen auf der tschechischen Seite des Osterzgebirges macht, wollten wir sicher gehen und schon mit dem 7.18 Uhr-Zug von Heidenau losfahren. Dies bedeutete, vor sechs Uhr in Dresden aufzubrechen und kurz vor fünf Uhr aufzustehen, was wir aber bei dieser Tour in Kauf nahmen, denn der nächste Zug fährt erst zwei Stunden später ab, zu spät am Tag für eine Wanderung dieser Länge, wie wir fanden.

Also machen sich zwei frühe Wandervögel bei noch fast nächtlicher Ruhe auf zum Trachauer Bahnhof und nehmen die 6.13 Uhr- S1 Richtung Schöna. In Heidenau hören wir unsere Lieblingsansage „Übergang zur Regionalbahn nach Altenberg“ und steigen aus. Ja, wir brauchen unsere regelmäßige Dosis Osterzgebirge. Es ist noch recht frisch und ich bezweifle schon, mich passend angezogen zu haben. Außerdem sieht es gar nicht so freundlich aus: gerade dort, wo wir hin möchten, ist eine dicke und dunkle Wolkendecke. Im Zug wird sogar die Beleuchtung eingeschaltet. Ein schneller Wetterbericht-Check gibt aber Entwarnung: kein Regen heute.

In Geising, wo wir 8.03 Uhr ankommen, laufen wir vom Bahnhof aus Richtung Erdbachtal. Man sollte nicht zu früh der Ausschilderung „Fürstenau“ folgen, weil es auch Wege über Löwenhain dorthin gibt, was aber ein Umweg wäre. Am besten geht man Richtung Hüttenteich und Kohlhaukuppe und folgt am Ortsende dem Wegweiser nach Fürstenau. Der Weg durchs Erdbachtal ist auch wesentlich schöner und man kürzt so ein ganzes Stück ab, das an der Straße entlang führen würde. Nachdem man an idyllischen Wiesen vorbei gegangen ist und ein Stück Wald hinter sich gelassen hat, geht man nicht geradeaus zum Silberstollen, sondern wendet sich links herum auf asphaltiertem Weg bergauf. Oben auf der Höhe hat man schon herrliche Aussicht. Dieser Weg erreicht auch die Straße zwischen Löwenhain und Fürstenau, aber man hat nur noch wenige Meter bis nach Fürstenau hinein – es sei denn, man nimmt noch die „Traugotthöhe“ bei Fürstenau (ausgeschilderter Abzweig) mit, einen der „Achttausender des Erzgebirges“ (in Dezimetern) – diese Variante ist auch sehr lohnend. Heute gehen wir aber direkt nach Fürstenau und von dort aus weiter bis nach Tschechien, am ehemaligen Grenzübergang vorbei und dann direkt nach Fojtovice. Im Ort wendet man sich gleich am ausgeschilderten Radweg nach Děčín links herum, nimmt aber nicht die Straße, sondern den Weg an einem Holzzaun entlang, der hinauf zu einem großen Windrad führt.

Wir haben den Fehler gemacht, unseren Weg auf dem Acker zu suchen – daraus wurde ein weniger angenehmer Querfeldein-Gang über Kuh-Trampelpfade, bis wir dann oberhalb des Windrades auf den Weg trafen. Der Weg führt hangauf bis zu einer Kreuzung mit vielen Wegweisern. Rechts entlang geht es ausgeschildert und blau-weiß markiert Richtung Kyšperk. Von da aus ist die Strecke hervorragend markiert und man kann den Weg zur Burg gar nicht verfehlen. Sehr schön sieht man das Mückentürmchen und auch die Vulkankegel des Böhmischen Mittelgebirges. Die Landschaft ist auch auf der tschechischen Seite sehr erzgebirgisch: Bergrücken, Wiesen, von Steinrücken durchzogen und mit Sträuchern bewachsen. Dann geht es abwärts in den Wald hinein. Wir schätzen, gegen 11 Uhr an der Geiersburg zu sein. Tatsächlich kommen wir 11.11 Uhr an. Die Burgruine ist frei zugänglich, man kann sich alles ansehen und sogar in den Keller hinein gehen (dazu besser Taschenlampe oder Stirnlampe mitnehmen). Auf den Mauern klettern wir allerdings nicht herum.

Breit und gut markiert geht der Weg weiter nach Krupka, und erst kurz vor dem Ort zweigt er nach rechts ab, so dass man angenehm unter Bäumen am Hang entlang geht. Darüber sind wir sehr froh, denn es ist nun richtig warm geworden. Den Ort Krupka finde ich nicht sonderlich reizvoll. Sehenswert ist das Kloster, das wir aber schon einmal besichtigt haben. Unser blau-weiß markierter Weg endet wenige Meter unterhalb der Seilbahn zum Mückenberg (Komáří hůrka). Der Sessellift fährt am Wochenende stündlich, und wir haben das Glück, nur 15 Minuten warten zu müssen bis zur Abfahrt 12.30 Uhr. Die Fahrt ist ein Erlebnis, das man sich durchaus mal gönnen kann, zumal es sehr preiswert ist (derzeit 3.10 € für eine einfache Fahrt). Oben gibt es mehrere Einkehrmöglichkeiten, durchweg empfehlenswert und auch beliebt, aber wir haben ausreichend Rucksackverpflegung dabei und können weiter gehen. Vom Mückenberg aus wandern wir auf dem rot-weiß markierten und ausgeschilderten Weg nach Cinovec, angegeben mit 7,5 Kilometern. Wir sind froh, rechtzeitig aufgebrochen zu sein, denn von Cinovec/Zinnwald aus müssen wir noch die Bahnstation erreichen: entweder Altenberg oder Geising. In Anbetracht der Länge der Tour gehen wir davon aus, Geising anzusteuern.

Dieser rot-weiß markierte Weg ist gerade neu ausgebaut worden, vermutlich für den Winterbetrieb, wenn dort gespurte Loipen verlaufen, aber auch für Radfahrer, die dort immer wieder anzutreffen sind. Wir finden das Gehen auf dem feinen Schotter ein wenig mühsam und sind froh, als es endlich ein Stück über eine Wiese geht. Kurz vor Cinovec geht man dann an der Straße entlang. Von der hübschen Kirche aus ist es nicht mehr weit bis zur Grenze.

In Zinnwald wenden wir uns gleich an der Straßenkreuzung rechts nach Geising. Wir möchten aber nicht die ganze Zeit an der Straße entlang laufen. Gegenüber vom Schaubergwerk „Großer Bünaustollen“, das sich unterhalb der Straße befindet, ist ein ausgeschilderter Aufstieg zur Scharspitze. Diese – noch ein „Achttausender“ – soll unser letztes Gipfelchen werden. Wir wissen, dass wir über die Scharspitze auf einem schattigen Waldweg direkt nach Geising gelangen und auch in Bahnhofnähe ankommen. Wir machen den Fehler, am Aschergraben entlang zu weit Richtung Altenberg zu gehen, bemerken dies jedoch und kehren um. Zum Glück haben wir noch ausreichend Zeit, um den 16.24-Uhr-Zug nach Heidenau zu erreichen. Wir schaffen es sogar, noch ein bisschen früher dort zu sein, und lassen uns die Gelegenheit nicht entgehen, nach Altenberg hinauf zu fahren, ehe es dann talwärts geht. Eine wirkliche Tagestour, 28,8 Kilometer lang.