Donnerstag, 25. Februar 2016

25.02.16 Travemünde

Es zog uns für ein paar Tage an die Ostsee. Eigentlich wollten wir über Silvester nach Travemünde fahren, aber diesen Plan gaben wir wieder auf, das wäre zu hektisch geworden. Also Ende Februar, wenn außerdem die Tage schon länger sind. Im Winter an der Ostsee braucht man ein wenig Glück. Bei Regen, Sturm, Nebel in der Ferienwohnung zu sitzen ist doch kein so guter Plan, es sei denn, man hat genügend Zeit, um auf besseres Wetter zu warten. Aber wer hat schon Zeit?

Auch als Kurzurlauber möchte man ein wenig "aus der Zeit fallen". Das kann man im Winter an der Ostsee sehr gut. In Travemünde ist es um diese Zeit sehr ruhig. Nur wenige Gaststätten sind geöffnet, der Museums-Leuchtturm ist geschlossen, und die Anzahl der Spaziergänger am Ufer ist meist überschaubar.

Warnemünde, wo ich im Winter schon war, hat auch in der Nebensaison mehr Flair. Seit ich hier bin, stelle ich regelmäßig fest, dass es dort schöner ist. Vergleiche sind ja hervorragend dazu geeignet, Missstimmungen hervorzubringen, aber so weit lasse ich es nicht kommen. Denn hier ist es auch schön, wenn auch ein wenig anders.

Immer wieder lenkt das Meer die Blicke auf sich. Hier in der Lübecker Bucht ist es recht zahm, wirkt oft wie ein großer See. Aber so glatt und samtig, wie die Oberfläche wirkt, hat es auch etwas. Besonders beeindrucken mich das diffuse Licht, die Pastellfarben und natürlich auch die Momente bei Sonnenschein, wenn es mit einem Mal aussieht wie der Atlantik an den Kanarischen Inseln.

Es gibt eine kleine Steilküste, das Brodtener Ufer. Von Travemünde aus - wir wohnen am Ende der Uferpromenade - kann man sehr schön entlang nach Niendorf und weiter zum Timmendorfer Strand wandern. Das ist auch im Winter ein Erlebnis. Wir haben dreieinhalb Stunden für diese Strecke gebraucht - ziemlich genau 12 Kilometer sind es, wenn man am Ufer entlang geht. Positiv fallen uns die fielen Schilder auf, mit denen die Hundebesitzer auf die Pflicht, Hunde anzuleinen, hingewiesen werden. Leider interessiert das die wenigsten Hundehalter. Wir wären gern mal unten am Wasser entlang gegangen, aber gerade dort tummeln sich die größten und temperamentvollsten Exemplare - und wir wollen uns ja erholen und nein, spielen wollen wir nicht.

Niendorf hat einen sehr schönen Sandstrand mit einem breiten, seichten Flachwasserbereich - und das Meer ist kristallklar. Familien können hier sehr schön Badeurlaub machen. Auch uns war dieser Ort für Familienferien empfohlen worden, aber das war für uns damals nicht bezahlbar. Niendorf gefällt mir gut, Timmendorf ist etwas mondäner und weniger hübsch. Hier suchen wir eine Weile nach einer Bushaltestelle: es gibt ein gutes Busnetz und die Nutzung ist mit Kurkarte sehr preiswert. Wir fahren mit der Linie 40 nach Travemünde zurück und zahlen einen Euro pro Person. Außer uns sind viele Schulkinder im Bus, aber das macht nichts: Hauptsache, wir sind im Warmen. Und 12 Kilometer zurück wandern möchten wir nicht, an solche Wanderungen sind wir noch nicht wieder gewohnt.

Nach einer kurzen Pause in der Ferienwohnung zieht es uns wieder hinaus: die Sonne scheint, und die Ostsee ist tiefblau - was für ein Anblick! Wir bummeln bis zum Hotel Maritim, wo auch Nicht-Hotelgäste in der Zeit von 15-17 Uhr das Restaurant "Über den Wolken" im 35. Stock nutzen können. Wir haben einen tollen Blick über die Lübecker Bucht. Allein die verschiedenen Blau- und Grüntöne des Meeres sind von oben viel besser zu sehen. Es gibt vorzüglichen Kuchen und der Kakao, den ich bestellt habe, ist der beste, den ich bisher genossen habe.

Nach dem Kaffeetrinken bummeln wir zum Hafen von Travemünde. Hier finden wir nun kleine Geschäfte, ein paar urige Gaststätten und viele Fischerhäuser - all das, was es am Strand nicht gibt. Der Wunsch, Travemünde einmal kennen zu lernen, entstand, als ich "Die Buddenbrooks" las. Tony Buddenbrook erholte sich ein paar Tage hier und jene Passage, die davon erzählt, hat mir besonders gefallen. Ich mag es ja, wenn sich jemand zu einem Ort hingezogen fühlt. Und für einen Kurzaufenthalt bin ich gern hier. Mein Travemünde, das stelle ich immer wieder fest, ist Warnemünde. Aber ich bin ja auch nicht Tony.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen