Samstag, 9. April 2022
Im Spreewald
05.04.22
Unser Urlaub hätte auch schief gehen können: kurzfristig hatte uns das Hotel abgesagt, weil es wegen Coronafällen im Team schließen musste. Zum Glück konnten wir ein anderes Hotel in Lübbenau buchen und somit konnte die Reise stattfinden.
In den Spreewald wollte ich schon längst mal wieder fahren. Berühmt ist diese urtümliche Landschaft für die vielen Kanäle, natürlich oder künstlich angelegt. Deswegen sind die typischen Spreewaldkähne, mit denen nicht nur Personen, sondern auch Lasten transportiert werden, dort noch heute ein Fortbewegungsmittel. Ausflügler lernen den Spreewald gern mit einer Kahnfahrt kennen, aber man kann auch Faltboote und SUP-Boards ausleihen.
Als wir ankamen, lagen die Kähne noch abgedeckt im Hafen von Lübbenau und das Gewusel rund um die Verkaufsschalter blieb aus. Es war noch Vorsaison und das hatte auch seinen Reiz. Am ersten Tag wollten wir eine kleinere Wanderung unternehmen. Es gibt einen markierten Weg von Lübbenau aus zum Gasthaus Wotschofska. der ausgesprochen faszinierend ist. Die Landschaft ist ein sumpfiger Urwald und die Kanäle sind in der Nähe von Lübbenau zahlreich und breit. Man überquert immer wieder Brücken und erreicht schließlich einen geraden, langgezogenen Weg, der unmittelbar an einem Kanal entlang und zum Gasthaus führt.
Es hätte mich schon gereizt, dort einzukehren, zumal die Gaststätte geöffnet war, aber wir hatten gut gefrühstückt und es war einfach zu früh dafür. Es gab allerdings nur zwei Möglichkeiten, weiterzugehen: zurück auf dem gleichen Weg, oder nach Norden, mit der Option, sich später westlich Richtung Lübben oder östlich Richtung Burg zu wenden. Wir entschieden uns für Lübben, weil dort der Zug abfährt.
Hinter der Wotschofska sieht der Spreewald anders aus, es gibt weniger Wald, sondern ausgedehnte Feuchtwiesen, durchzogen von kleineren Kanälen. Wir sahen Graureiher, Schwäne und schließlich sogar Kraniche, die durch ihr lautes Trompeten auf sich aufmerksam machten. Nachdem wir eine ganze Weile in westlicher Richtung gegangen waren, wandten wir uns Richtung Radensdorf bei Lübben, überquerten den sogenannten Nordumfluter, und gingen von dort aus direkt nach Lübben. Der Rundwanderweg von 20 km war uns zu weit gewesen, und letztlich legten wir doch 22 km zurück, weil wir Lübben komplett durchqueren mussten, um zum Bahnhof zu gelangen. Aber wir haben bei dieser Tour viel vom Spreewald gesehen und Lübben wäre für sich mal einen Besuch wert.
06.04.22
Die Vorsaison-Ruhe hatte viele Vorteile. Wir haben in Gaststätten immer problemlos Platz gefunden, ohne reservieren zu müssen. Wie wir feststellten, fanden nur vereinzelt Kahnfahrten statt. Ein Fahrradverleih war schon offen, in der Nähe des Hafens, und dort konnten wir E-Bikes ausleihen, um eine größere Tour zu unternehmen. Es waren gute Fahrräder. Ich hatte sogar eins mit Rücktritt – sowas ist immer wichtig, wenn man es gewohnt ist. Wir fuhren zuerst nach Lehde, um das dortige Freilandmuseum anzusehen. Allerdings gab es dort in der Nähe des Museums keine Möglichkeit, Fahrräder abzustellen. Überall Verbotsschilder. Wer mit dem Auto kommt, kann es vor dem Ort auf einem bewachten Parkplatz gegen Gebühr abstellen. Fahrrad – keine Möglichkeit. Wir kehrten wieder um und fuhren zurück nach Lübbenau, um uns direkt Richtung Südosten zu wenden, nach Raddusch zur Slawenburg. Der Radweg dorthin ist gut ausgeschildert. Die rekonstruierte Slawenburg beherbergt ein Museum und ist absolut sehenswert. Nachdem wir uns dort umgesehen hatten, wollten wir noch nicht zurück nach Lübbenau, sondern fuhren weiter Richtung Burg. Wir erreichten die Dubkow-Mühle und fanden sie so schön, dass wir dort Kaffeepause machten. Zuvor waren wir ein Stück in die falsche Richtung gefahren, auf einem Weg ins Dubkow-Moor, aber mit den E-Bikes ist es kein Problem, wieder umzukehren – auf den einen oder anderen Kilometer mehr kommt es nicht an.
Die weitere Tour verlief so, wie ich es auf der Karte schon ausgesucht hatte: an einer Kreuzung kam ein Abzweig Richtung Polenzschänke, und dieser Weg führte von Ost nach West durch den Spreewald. Auch von diesem Weg aus hätte man die Wotschofska erreichen können, aber der Weg von dort zurück nach Lübbenau ist mit Fahrrädern wegen der vielen Brücken nicht empfehlenswert. Die Brücken im Spreewald sind so konstruiert, dass die Kähne samt stehendem Fährmann darunter hindurch fahren können. Es gibt zwar immer eine seitliche Spur für die Räder, aber dennoch erfordert ein Überqueren einiges an Kraft, besonders, wenn es sich um E-Bikes handelt.
Es gab allerdings eine andere Unbequemlichkeit: unser Weg war ein holpriger Plattenweg. Ich hatte zwar einen Rücktritt, aber keine Sattelfederung und auch keine Federgabel. Landschaftlich war er aber sehr interessant. Wir sahen wieder Tiere: Rehe und auch Kraniche. Es war nicht der gleiche Weg, den wir am Vortag gegangen waren, sondern er verlief etwas weiter nördlich. Wieder verließen wir die Ost-West-Querung nach Norden Richtung Radensdorf, aber nach einer kurzen Fahrt am Nordumfluter entlang wählten wir den ausgeschilderten Weg nach Lübbenau. Auch dieser war sehr interessant, ein Stück führte sogar auf einem Holzsteg über die sumpfigen Wiesen. Aus westlicher Richtung fuhren wir in die kleine Stadt zurück und gaben unsere E-Bikes beim Verleih ab.
07.04.22
Für unseren letzten kompletten Tag war ein Wetterumschwung in den Nachmittagsstunden angekündigt. Deswegen unternahmen wir keine größere Tour mehr. Wir gingen zu Fuß nach Lehde, was empfehlenswert ist, und besuchten das dortige Freilichtmuseum. Dafür kann man gut eine reichliche Stunde einplanen. Zurück ging es auf einem ausgeschilderten Rundweg, der durch einen sehr hübschen Teil des Spreewaldes führte. Auf dem Leiper Weg, der auch zum Radfahren gut geeignet ist, liefen wir wieder nach Lübbenau. Der Wind frischte schon kräftig auf, am Nachmittag würde es Sturm und Regen geben. Nach einer Pause im Hotelzimmer unternahmen wir einen letzten Rundgang zum Bahnhof und kauften unsere Fahrkarte für die Rückfahrt. Das Wetter war viel schlechter angekündigt gewesen und deshalb waren wir sehr zufrieden mit dem Aufenthalt und unseren Unternehmungen.
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