Sonntag, 23. Februar 2014
Der Frühling ist da
und wie! Man möchte am liebsten "Komm lieber Mai und mache..." singen. Da war natürlich ein Garteneinsatz fällig, um die Frühblüher von altem Laub zu befreien, damit sie richtig zur Geltung kommen. Für mich gibt es kaum schönere Blumen als diese, und nach einem Gartentag fühlt man sich im wahrsten Sinne des Wortes geerdet.
Sonntag, 16. Februar 2014
Ein Wanderwochenende!
Es ist manchmal ganz gut, sich von den Wetterprognosen nicht abschrecken zu lassen!
Ich hatte relativ kurzentschlossen ein Zimmer in Bad Schandau gebucht, um "ein bisschen wandern" zu können und morgens woanders aufzuwachen.
Der Sonnabend begann regnerisch und wir fuhren erst gegen Mittag mit der S-Bahn nach Rathen, um dort einfach ein Stück zu gehen. Wir wählten eine kurze, auf der Karte unscheinbare Strecke: von Rathen aus gingen wir nach Waltersdorf, folgten dort der roten Wegmarkierung Richtung Bockstein-Porschdorf-Bad Schandau. Bis zum Abend sollte es tatsächlich nicht mehr regnen. Dieser Weg, der zwar nicht über Felsen führt, aber doch auf der Höhe entlang, bietet beeindruckende Ausblicke. Der Bockstein ist ein kleiner Felsen, umgeben von Feldern. Man kann von hier aus die Brandbaude sehen, die Schrammsteine, aber auch Zirkelstein, Papststein, Lilienstein und andere markante Erhebungen der Sächsischen Schweiz. Immer wieder ließ sich die Sonne blicken. Es ging dann hinunter ins Tal nach Porschdorf und Rathmannsdorf. An einer Stelle ging es über ziemlich glatte Sandsteinplatten, wo ich beinahe ausgerutscht wäre. Ansonsten war es ein sehr einfacher Weg, eher ein Spaziergang. An der gegenüberliegenden Talseite ging es gleich wieder hinauf: Rathmannsdorf erstreckt sich weiter auf der Höhe. Ein richtiger Panoramaweg, dachte ich mir, als wir dort oben weitergingen, und der Weg heißt tatsächlich so. Es gibt viele Aussichtspunkte und Rastplätze, sogar einen Aussichtsturm, den man gegen eine geringe Gebühr besteigen kann. Unten im Tal erstreckt sich Bad Schandau. 9,5 Kilometer waren wir an diesem Tag unterwegs.
Heute (16.2.) brachen wir 9.30 Uhr in Bad Schandau auf, gingen zunächst ein Stück am Kurpark entlang ins Kirnitzschtal und folgten dann einem blau-weiß markierten Weg an der linken Seite hangaufwärts. Bald hatten wir einen schönen Aussichtspunkt erreicht, wo wir gut die Schrammsteine und den Falkenstein sehen konnten. Diesem blau-weißen Weg, der überhaupt nicht überlaufen wirkt, folgten wir bis nach Goßdorf-Kohlmühle. Hier trafen wir auf den rot markierten Weg zur Waitzdorfer Höhe und zum Brand, einem Abschnitt des Malerweges - für mich eine der schönsten Etappen. Das einzig Unangenehme an dieser Tour war ein großer Hund, irgendwas doggenähnliches, der hinter einem viel zu niedrigen Zaun die Wanderer ankläffte und anknurrte. Leider gab es keine Möglichkeit, dort einen für uns angenehmen Abstand einzuhalten.
Der Weg am Kohlichtgraben entlang zur Waitzdorfer Höhe führt durch eine sehr romantische, ursprünglich wirkende Schlucht bergan. Kurz vor Waitzdorf gibt es einige sehr schöne Aussichtspunkte, die ein mindestens so beeindruckendes Panorama bieten wie die Terrasse der fast benachbarten Brandbaude. Ich habe das Bergauf-Steigen so genossen: das hat mir schon eine ganze Weile gefehlt! Wie schön das doch wäre, mal wieder eine Tagestour zu machen und an die eigenen Grenzen zu gehen... aber vorerst sollte man sich allmählich wieder eingewöhnen, wenn das Wetter mitspielt! Von Waitzdorf aus ging es hinunter ins Tal und gleich wieder bergauf über die Brandstufen hinauf zur Brandbaude. Die war auch heute gut von Wanderern und Ausflüglern besucht, wir zogen einen Platz im Freien vor. Nach kurzer Rast ging es über Schulzengrund/Waltersdorfer Mühle/Füllhölzelweg nach Rathen. Heutige Bilanz: 13 Kilometer.
Und hier noch ein paar Handy-Fotos.
Sonntag, 9. Februar 2014
Baustelle
Dieses Beton-Ungetüm, das hier vor unserer herrlichen Südfensterfront entsteht, weckt in mir ernsthaft den Wunsch, noch einmal von hier wegzuziehen.
Und damit es sich richtig lohnt, kommt noch ein Stockwerk obendrauf.
Hätte das nicht wieder eine Kita werden können wie zuvor? Es gibt viel zu wenig Kitaplätze! Keine Ahnung, was das soll, hier innerhalb von höchstens 500 Metern eine zweite Grundschule zu bauen. Aber ich will das auch gar nicht verstehen.
Samstag, 8. Februar 2014
5.2. und 6.2.14 Der längste Tag und Abreise
Heute jogge ich nicht, sondern beginne den Tag mit einem Spaziergang am Strand. Eine wunderbare Gelegenheit ist das, die „blaue Stunde“ in Fotos festzuhalten. Ein Morgenspaziergang ist ein seltener Luxus und den genieße ich besonders: langsamer unterwegs sein ist unglaublich erholsam. Zwar jogge ich am liebsten langsam, aber langsam spazieren gehen ist noch besser. Der Himmel ist klar und wolkenlos, ein paar Sterne funkeln noch. Der Tag scheint ebenso gut zu werden wie der vorherige, vielleicht sogar noch schöner! Besseres Wetter kann ich gar nicht haben. Das Frühstück ist schon ein großes Plus bei einem Hotelaufenthalt. Ich fühle mich dennoch etwas dekadent und überlege, ob künftig nicht doch eine Ferienwohnung die bessere Wahl wäre. Heute hätte ich gern ein Fahrrad gemietet, bin aber schon kurz vor halb neun startklar und die Geschäfte öffnen erst 10 Uhr – viel zu spät für eine Frühaufsteherin mit Bewegungsdrang. Ich gehe wieder nach Westen und heute soll es noch ein Stück weiter als gestern sein. Ich bemühe mich um ein zügiges Tempo und da ich den Weg gestern schon gegangen bin, fällt mir das relativ leicht: ich habe nicht das Gefühl, unbewusst durch die Gegend zu hetzen, denn die schönen Ausblicke kenne ich ja fast alle schon. Wieder das Hotel Neptun, das die Küste dominiert. Eigentlich eine typische „Bettenburg“ – bei einer Auslandsreise würde ich es allein des Aussehens wegen meiden. Im Wellnessbereich vom „Neptun“ wird gerade gebaut. Ansonsten hätte es mich durchaus interessiert: das Schwimmbad ist wirklich zum Schwimmen geeignet; der Pool in meinem Hotel ist eher ein Planschbecken. Morgens ein paar Bahnen schwimmen zu können, ist schon ein Kriterium. Aber natürlich würde es auch mal eine Tageskarte tun. Heute sind nur wenige Jogger unterwegs: man merkt, es ist noch früh am Tag. Nach einer Stunde bin ich an der Wilhelmshöhe und entschließe mich, zum Strand hinunter zu gehen und dort weiter bis nach Stoltera zu wandern – dorthin, wo das Pluto-Schild steht. Um diese Zeit geht das Strandwandern weitaus leichter als am Nachmittag: der Sand ist noch etwas gefroren und gibt weniger nach unter den Schuhen. Das Meer im Winter ist eine Wohltat für die Augen und die Seele. Blauer Himmel, blaues Wasser, Schnee- und Eisreste und immer wieder Wasservögel in Ufernähe: stundenlang kann man da schauen, sich erfreuen und ab und an Fotos machen, die einander ähneln, die ein wenig von dieser Zeit festhalten, ohne alle Eindrücke und Empfindungen annähernd ausdrücken zu können. Die Weite der Küste habe ich ersehnt, und ich werde sie vermissen. Gegen halb elf bin ich am vorläufigen Ziel und gehe nun wieder hinauf auf das kleine Steilufer. Der Weg führt weiter durch den Wald. Er wirkt etwas gleichförmig und düster. Dann erreiche ich einen Aussichtspunkt und merke, dass der Weg langsam bergauf geführt hat: das Steilufer ist deutlich höher als zuvor. Eine Treppe führt hinunter. Zweieinhalb Kilometer sind es von hier aus bis Nienhagen – die kann ich doch gut noch wandern. Es geht in der Sonne weiter, an einem Feld entlang – dieser Wegabschnitt gefällt mir gut. Noch ein Waldstück, und ich erreiche die Häuser von Nienhagen. Was ich von diesem Ort sehe, gefällt mir gar nicht: keine Spur von Individualität ist zu entdecken. Die Häuser dort am Steilufer sehen aus wie aus einer Fertighaus-Verkaufsausstellung: alles Neubauten, alle sehr gleichförmig, kein Flair, überhaupt nichts Einprägsames. Dennoch bummeln hier einige Urlauber zwischen den Häusern, den Grünanlagen und dem Ufer. Eine Treppe führt zum Strand hinunter, und der ist ganz hübsch. Ich laufe ein Stückchen westwärts. Man sieht, dass die Küste weiter hinten einen Bogen macht – hinter dem Bogen liegt ein größerer Ort mit so etwas wie Hochhäusern – Heiligendamm oder vielleicht sogar Kühlungsborn? Nach Heiligendamm sind es noch sieben, nach Kühlungsborn 15 Kilometer – das ist nur mit dem Fahrrad zu schaffen. 10 Kilometer sind es bis zum Leuchtturm in Warnemünde, die muss ich ja wieder zurück gehen. Ich mache eine kurze Pause, schaue mir die Wanderkarte an und finde heraus, dass das seltsame Objekt draußen im Wasser eine Forschungsstation ist. Sie liegt direkt vor Nienhagen. Ich wandere bis zum nächsten Aussichtspunkt und nehme die Treppe hinunter zum Strand. Nun nehme ich mir wieder Zeit und gehe gemütlich, mit vielen Pausen des Schauens, zurück nach Warnemünde. Mein Knie muckt etwas. Strandwandern ist ungewohnt… momentan bin ich ohnehin weniger im Wandertraining. Ich möchte dennoch bis zur Mole gehen. An der Mole spüre ich das Knie dann deutlicher, aber in den Ort will ich doch heute auch noch gehen, mir die kleinen alten Häuser ansehen. Und ich brauche eine Kaffeepause. Glücklicherweise bin ich auf keines der gut gefüllten Cafés an der Promenade und am Alten Strom angewiesen – es gibt so viele kleine Bäckereien mit Sitzplätzen, da bekommt man sofort, was man möchte. Heute sündige ich: der Käsekuchen beim Bäcker sieht einfach zu verführerisch aus – und schmeckt auch so. Das Fischbrötchen gestern am Alten Strom bereue ich auch nicht: geschmacklich war es einzigartig, ich hatte bisher noch nie ein so gutes Fischbrötchen. Der Cappuccino war gut zum Aufwärmen, nun kann ich mir noch die hübschen Häuschen mit den verzierten Türen ansehen. Danach verlangen meine Beine aber wirklich nach Ruhe, und ich freue mich auf den Wellnessbereich im Hotel.
Der nächste Morgen ist kalt und trüb, deutlich weniger Leute bummeln am Strand entlang. Ich ziehe meinen Koffer zum Bahnhof, aber da ich noch etwas Zeit habe, mache ich am Alten Strom eine kurze Pause und schaue an der Mole vorbei aufs Meer hinaus. Schade – eigentlich möchte ich nicht abreisen. Irgendwann geht es wieder an die Ostsee – vielleicht mal im Spätsommer mit dem Fahrrad, mit viel Zeit und ganz individuell von Ort zu Ort. Am Zugfenster vorbei ziehen wieder Gegenden, die ich am liebsten alle kennenlernen möchte. Aber auch zuhause gibt es Möglichkeiten für viele kleine Auszeiten.
Fotos aus Warnemünde und Umgebung
Freitag, 7. Februar 2014
4.2.14 - Der Planeten-Wanderweg
Gegen 9.30 Uhr verlasse ich das Hotel und finde mich sobald bei Venus, Erde und Mond wieder. Jedem Planeten unseres Sonnensystems ist eine Hinweistafel mit einigen Informationen gewidmet. Diesen Weg gab es schon, als ich das letzte Mal hier war. Leider haben wir nicht notiert, wann genau die Reise nach Rostock und Warnemünde stattgefunden hat. Ich weiß noch, ich konnte schon lesen, nämlich die Hinweisschilder des Planetenweges. Ich war so fasziniert von Warnemünde und speziell von diesem Weg! Aber es gibt ein wichtiges Indiz, um den Zeitpunkt näher zu bestimmen: damals hatte Frank Schöbel gerade seine Schlagerschallplatte „Komm, wir malen eine Sonne“ für Kinder herausgebracht, 1975 war das – ich war also elf Jahre alt. Diese Platte haben wir bei unserem Aufenthalt in Rostock gekauft. Oh, wir waren damals alle Frank-Schöbel-Fans! Heutige Elfjährige würden wohl fassungslos den Kopf schütteln… Ich beginne meinen Weg im „Zentrum“ des Sonnensystems. Die Sonne, eine große Kugel, befindet sich direkt am Leuchtturm. Sie ist noch immer ein „Hingucker“. Die anderen Schilder sind sichtbar in die Jahre gekommen, aber – zu meiner großen Freude gibt es sie noch und sie wurden auch schon instand gesetzt. Dieses Modell verdeutlicht die Entfernungen der Himmelskörper zueinander sehr gut. Interessant fand – und finde ich die Angaben, wie lange die Planeten benötigen, um die Sonne einmal zu umrunden. Bei den äußeren Planeten dauert das ein Menschenleben lang! Schon damals wollte ich unbedingt zum äußersten Planeten, dem Pluto, gehen, aber meine Eltern waren dagegen und schätzten die Strecke als zu weit ein. Möglicherweise hätte uns Kindern wirklich die Geduld gefehlt, die knapp sechs Kilometer bis zum Pluto zurückzulegen. Irgendwann gehe ich bis zum Ende des Weges, beschloss ich damals. Dass 39 Jahre vergehen sollten, ahnte ich allerdings nicht; die Zeitspanne fühlt sich schon eigenartig an. Der Pluto gilt heute nicht mehr als Planet. Die Hinweistafel wurde nicht entfernt und ich kann mich auf den Weg machen. Zunächst nehme ich aber noch einen kleinen Umweg zur Mole. Morgens ist das Licht am besten; ich fotografiere noch ein wenig und ahne schon, dass ich wieder sehr viele ähnliche Bilder heimbringen werde. Dann starte ich der Ordnung halber am Merkur, der der Sonne am nächsten ist. Wenige Meter entfernt folgen Venus, Erde, Mond und Mars. Zum Ende der Promenade hin sind die Schilder für Jupiter und Saturn zu finden. Aber auch die Dünen und die vielen Wege zum Strand sind immer wieder einladend, ich gehe mal hier, mal dort ein Stück hinunter und wieder zurück und bin ganz versunken, so dass mir ein Fehler unterläuft. Ich vergesse, das Jupiter-Schild zu fotografieren. Ich stand davor und las es, aber… das Foto fehlt. Es waren einfach zu viele Eindrücke, ich habe mich treiben lassen an diesem Tag. Es war nicht so sehr eine Wanderung, eher ein Spaziergang, eine Wohltat. Am späten Vormittag sind viele Leute hier an der Küste unterwegs. Man kann die ganze Küste entlang wandern oder mit dem Rad fahren – faszinierende Möglichkeiten sind das! Die Küste steigt etwas an und man erreicht den beliebten Aussichtspunkt Wilhelmshöhe, wo man einkehren kann. Kurz davor befindet sich das Uranus-Schild. Ich hatte befürchtet, es übersehen zu haben – in diesem Falle wäre ich umgekehrt und hätte es gesucht. Dieses Wegstück kam mir sehr weit vor, dabei waren es vom Saturn aus nur knapp 1,5 km. Aber es gab so viel zu sehen unterwegs, so viel zu genießen. Das Wetter war richtig schön geworden, sonnig, mild, der Himmel war so blau wie das Meer. Ein Glückstag! Draußen vor der Küste liegen einige große Schiffe, die sich scheinbar nicht von der Stelle rühren. Hinter der Wilhelmshöhe sind deutlich weniger Ausflügler unterwegs. Allein bin ich dennoch nicht. Immer wieder sind Wanderer, Radfahrer, Jogger unterwegs. Es ist ja auch ein sehr schöner Weg. Die Neptun-Tafel kommt schneller als erwartet. 1,3 Kilometer sind es noch durch den Wald bis zum Pluto, dort, wo der Bach Stoltera ins Meer mündet. Ein Wegabschnitt direkt am Steilufer ist vereist, dort ist Vorsicht geboten und ich halte mich am Geländer fest. Ansonsten ist es ein sehr bequemer Weg. Dann ist das dem Pluto gewidmete Schild erreicht – etwas schief steht es in der Landschaft. Ein besonderer Moment ist das: ich bin am Ziel. Zwölf Kilometer sind es von hier aus bis Heiligendamm, sechs Kilometer zurück nach Warnemünde. Fast tut es mir leid, dass der Planetenweg schon zu Ende ist. Ich gehe hinunter zum Strand. Angler stehen mit ihren Wathosen im Wasser. Ruhig ist es hier, nur wenige Spaziergänger sind unterwegs. Ich laufe noch ein Stück westwärts. Draußen vor der Küste ist etwas im Wasser – eine Bohrinsel? Unsinn, so nahe am Strand… Neugierig bin ich aber geworden. Langsam kehre ich um, suche immer wieder nach Steinen, suche im Tang… auch in Warnemünde soll es Bernstein geben. Einen Hühnergott finden, das wäre doch was! Aber wozu brauche ich einen Glücksbringer – ich habe Glück. Kurz vor dieser Reise habe ich gelesen, wohin man auch fährt, man nimmt immer sich selbst mit. Und ein paar Bedenken hatte ich schon: würde ich es mit mir aushalten? Es war auch ein kleines Experiment, allein zu verreisen. Als ich hier am Strand entlang laufe, wird mir klar: aus dem Alltag fliehen, eine Auszeit nehmen ist manchmal nötig. Aber vor mir selbst muss ich nicht fliehen. Hier in Warnemünde ist alles gut, alle Rastlosigkeit ist verflogen. Ich könnte mein Glück kaum fassen, hätte ich mich nicht in der Hoffnung darauf auf den Weg gemacht.
3.2.14 - Anreise nach Warnemünde
Ganz spontan hatte ich den Einfall, an die Ostsee zu fahren. Als ich während einer Mittagspause eine Runde um die Firma spazieren ging, glaubte ich, eine Meerbrise einzuatmen. Ich wunderte mich zwar, denn der Weg elbaufwärts von Hamburg nach Dresden ist für so ein Lüftchen doch etwas weit – aber aus dieser Brise wurde ein Wunsch, eine Idee. Ich hatte noch Resturlaubstage, die ich zur Erholung nutzen wollte. Als die Reise dann gebucht war, kamen mir doch immer wieder Zweifel: muss das wirklich sein? Einerseits wusste ich ziemlich genau, dass es sein musste, andererseits: Zweifel schleichen sich manchmal entgegen jeglicher Vernunft ein.
Bei Kälte und Nieselregen breche ich auf. Als ich dann am Bahnsteig stehe, weiß ich: diese Reise ist das Beste, das ich gerade tun kann. Zuhause verbleibt man doch in der gewohnten Umgebung und an Urlaubstagen sieht man noch mehr unerledigte Arbeiten als nach Feierabend oder an den Wochenenden. Ich fahre sehr gern mit dem Zug und dieser nach Berlin ist gar nicht voll. Ich mag es, die Landschaft draußen vorbeiziehen zu sehen. Das ist schon Erholung und Entspannung für mich. Am liebsten würde ich in all diesen Landschaften einmal Fahrrad fahren. Ab und an scheint sogar die Sonne durch die Wolkendecke. Die kahlen Wälder, die Felder mit Schneeresten, die teils gefrorenen Seen und Bäche, all das sieht sehr friedlich aus. In Berlin habe ich eine Stunde Aufenthalt, die ich für einen Spaziergang zum Reichstag nutze. Dann endlich sitze ich in der Regionalbahn nach Rostock. Wieder endlose Wälder, zugefrorene Teiche und Flüsse. Es wird neblig draußen, das sieht nach einem stimmungsvollen Abend an der Küste aus. Die S-Bahn braucht etwa 20 Minuten vom Hauptbahnhof Rostock nach Warnemünde. Nun bin ich da. Vom Bahnsteig aus gelange ich mit nur wenigen Schritten zum „Alten Strom“, wo Geschäfte und Gaststätten zum Bummeln einladen. Daran konnte ich mich gar nicht mehr erinnern, aber ich war ja noch ein Kind, als ich das letzte Mal hier war. Erstaunlich viele Spaziergänger und Touristen sind hier unterwegs. Ich finde den Abzweig nicht, den mir Google empfiehlt, und stehe auf einmal vorne am Leuchtturm. Da ist auch der „Teepott“, der auch heute noch Restaurants enthält und ja: als Kind war ich dort drinnen. Das war ein bisschen Glücks- und Geduldssache, zu DDR-Zeiten in so ein besonderes Restaurant reinzukommen. Mein Hotel ist nicht mehr weit und nach wenigen Schritten kann ich es sehen. Wäre ich länger in Warnemünde, hätte ich eine Ferienwohnung genommen, aber für einen Kurzaufenthalt ist ein Hotel praktisch. Nach dem Auspacken gehe ich noch einmal durch den Ort bummeln. Warnemünde im Winter: das ist ein idealer Zeitpunkt und Ort zum Ausspannen. Der Ort wirkt nicht einsam, aber gemütlich. Die Beschaulichkeit der Nebensaison ist spürbar und überträgt sich auf den erholungssuchenden Gast: ich bin langsam und ruhig unterwegs (das kommt mir ungewohnt vor, obwohl ich es mir so erhofft habe) und könnte ewig herumtrödeln. Natürlich zieht es mich auf die Westmole, ich möchte einige Abendfotos machen. Obwohl die Hände allmählich kalt werden, gehe ich bis ganz nach vorn. Einige wenige Spaziergänger sind noch unterwegs. Ein Schwan lässt sich draußen auf den Wellen treiben. Hinter mir die Lichter der Seepromenade. Immer noch kommen Schiffe an. Ein Stück weit laufe ich am Strand entlang und freue mich auf den morgigen Tag.