Samstag, 8. Februar 2014

5.2. und 6.2.14 Der längste Tag und Abreise

Heute jogge ich nicht, sondern beginne den Tag mit einem Spaziergang am Strand. Eine wunderbare Gelegenheit ist das, die „blaue Stunde“ in Fotos festzuhalten. Ein Morgenspaziergang ist ein seltener Luxus und den genieße ich besonders: langsamer unterwegs sein ist unglaublich erholsam. Zwar jogge ich am liebsten langsam, aber langsam spazieren gehen ist noch besser. Der Himmel ist klar und wolkenlos, ein paar Sterne funkeln noch. Der Tag scheint ebenso gut zu werden wie der vorherige, vielleicht sogar noch schöner! Besseres Wetter kann ich gar nicht haben. Das Frühstück ist schon ein großes Plus bei einem Hotelaufenthalt. Ich fühle mich dennoch etwas dekadent und überlege, ob künftig nicht doch eine Ferienwohnung die bessere Wahl wäre. Heute hätte ich gern ein Fahrrad gemietet, bin aber schon kurz vor halb neun startklar und die Geschäfte öffnen erst 10 Uhr – viel zu spät für eine Frühaufsteherin mit Bewegungsdrang. Ich gehe wieder nach Westen und heute soll es noch ein Stück weiter als gestern sein. Ich bemühe mich um ein zügiges Tempo und da ich den Weg gestern schon gegangen bin, fällt mir das relativ leicht: ich habe nicht das Gefühl, unbewusst durch die Gegend zu hetzen, denn die schönen Ausblicke kenne ich ja fast alle schon. Wieder das Hotel Neptun, das die Küste dominiert. Eigentlich eine typische „Bettenburg“ – bei einer Auslandsreise würde ich es allein des Aussehens wegen meiden. Im Wellnessbereich vom „Neptun“ wird gerade gebaut. Ansonsten hätte es mich durchaus interessiert: das Schwimmbad ist wirklich zum Schwimmen geeignet; der Pool in meinem Hotel ist eher ein Planschbecken. Morgens ein paar Bahnen schwimmen zu können, ist schon ein Kriterium. Aber natürlich würde es auch mal eine Tageskarte tun. Heute sind nur wenige Jogger unterwegs: man merkt, es ist noch früh am Tag. Nach einer Stunde bin ich an der Wilhelmshöhe und entschließe mich, zum Strand hinunter zu gehen und dort weiter bis nach Stoltera zu wandern – dorthin, wo das Pluto-Schild steht. Um diese Zeit geht das Strandwandern weitaus leichter als am Nachmittag: der Sand ist noch etwas gefroren und gibt weniger nach unter den Schuhen. Das Meer im Winter ist eine Wohltat für die Augen und die Seele. Blauer Himmel, blaues Wasser, Schnee- und Eisreste und immer wieder Wasservögel in Ufernähe: stundenlang kann man da schauen, sich erfreuen und ab und an Fotos machen, die einander ähneln, die ein wenig von dieser Zeit festhalten, ohne alle Eindrücke und Empfindungen annähernd ausdrücken zu können. Die Weite der Küste habe ich ersehnt, und ich werde sie vermissen. Gegen halb elf bin ich am vorläufigen Ziel und gehe nun wieder hinauf auf das kleine Steilufer. Der Weg führt weiter durch den Wald. Er wirkt etwas gleichförmig und düster. Dann erreiche ich einen Aussichtspunkt und merke, dass der Weg langsam bergauf geführt hat: das Steilufer ist deutlich höher als zuvor. Eine Treppe führt hinunter. Zweieinhalb Kilometer sind es von hier aus bis Nienhagen – die kann ich doch gut noch wandern. Es geht in der Sonne weiter, an einem Feld entlang – dieser Wegabschnitt gefällt mir gut. Noch ein Waldstück, und ich erreiche die Häuser von Nienhagen. Was ich von diesem Ort sehe, gefällt mir gar nicht: keine Spur von Individualität ist zu entdecken. Die Häuser dort am Steilufer sehen aus wie aus einer Fertighaus-Verkaufsausstellung: alles Neubauten, alle sehr gleichförmig, kein Flair, überhaupt nichts Einprägsames. Dennoch bummeln hier einige Urlauber zwischen den Häusern, den Grünanlagen und dem Ufer. Eine Treppe führt zum Strand hinunter, und der ist ganz hübsch. Ich laufe ein Stückchen westwärts. Man sieht, dass die Küste weiter hinten einen Bogen macht – hinter dem Bogen liegt ein größerer Ort mit so etwas wie Hochhäusern – Heiligendamm oder vielleicht sogar Kühlungsborn? Nach Heiligendamm sind es noch sieben, nach Kühlungsborn 15 Kilometer – das ist nur mit dem Fahrrad zu schaffen. 10 Kilometer sind es bis zum Leuchtturm in Warnemünde, die muss ich ja wieder zurück gehen. Ich mache eine kurze Pause, schaue mir die Wanderkarte an und finde heraus, dass das seltsame Objekt draußen im Wasser eine Forschungsstation ist. Sie liegt direkt vor Nienhagen. Ich wandere bis zum nächsten Aussichtspunkt und nehme die Treppe hinunter zum Strand. Nun nehme ich mir wieder Zeit und gehe gemütlich, mit vielen Pausen des Schauens, zurück nach Warnemünde. Mein Knie muckt etwas. Strandwandern ist ungewohnt… momentan bin ich ohnehin weniger im Wandertraining. Ich möchte dennoch bis zur Mole gehen. An der Mole spüre ich das Knie dann deutlicher, aber in den Ort will ich doch heute auch noch gehen, mir die kleinen alten Häuser ansehen. Und ich brauche eine Kaffeepause. Glücklicherweise bin ich auf keines der gut gefüllten Cafés an der Promenade und am Alten Strom angewiesen – es gibt so viele kleine Bäckereien mit Sitzplätzen, da bekommt man sofort, was man möchte. Heute sündige ich: der Käsekuchen beim Bäcker sieht einfach zu verführerisch aus – und schmeckt auch so. Das Fischbrötchen gestern am Alten Strom bereue ich auch nicht: geschmacklich war es einzigartig, ich hatte bisher noch nie ein so gutes Fischbrötchen. Der Cappuccino war gut zum Aufwärmen, nun kann ich mir noch die hübschen Häuschen mit den verzierten Türen ansehen. Danach verlangen meine Beine aber wirklich nach Ruhe, und ich freue mich auf den Wellnessbereich im Hotel. Der nächste Morgen ist kalt und trüb, deutlich weniger Leute bummeln am Strand entlang. Ich ziehe meinen Koffer zum Bahnhof, aber da ich noch etwas Zeit habe, mache ich am Alten Strom eine kurze Pause und schaue an der Mole vorbei aufs Meer hinaus. Schade – eigentlich möchte ich nicht abreisen. Irgendwann geht es wieder an die Ostsee – vielleicht mal im Spätsommer mit dem Fahrrad, mit viel Zeit und ganz individuell von Ort zu Ort. Am Zugfenster vorbei ziehen wieder Gegenden, die ich am liebsten alle kennenlernen möchte. Aber auch zuhause gibt es Möglichkeiten für viele kleine Auszeiten. Fotos aus Warnemünde und Umgebung

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