Dienstag, 12. Mai 2020

Charismatische Ermittler

Eine Ermittlerin, die mich fasziniert hat, ist weder Polizistin noch Privatdetektivin, sondern Staatsanwältin: Chastity Riley von Simone Buchholz. Chas ist Tochter eines amerikanischen Offiziers und mit Leib und Seele Hamburgerin. Weil ihr der Bürokram in der Staatsanwaltschaft oft zu eintönig ist und sie ein Talent besitzt, Kriminalfälle aufzuklären, hilft sie ihren Kollegen bei der Polizei. Und sie ist im Nachtleben von Sankt Pauli zuhause, wo sie öfter mal durchfeiert. Aber trotzdem macht sie einen guten Job. Wie realistisch das ist, lasse ich dahingestellt, denn von einem Krimi möchte ich unterhalten werden. An den schnoddrigen Stil in diesen Büchern musste ich mich allerdings erst gewöhnen. Riley ist sehr cool und taff, aber als Leser spürt man bald, dass sie in Wirklichkeit anlehnungsbedürftig ist und gegen Schatten aus der Vergangenheit ankämpft. Kritische Stimmen merken an, dass eine so psychisch labile Person unmöglich Staatsanwältin sein könnte. Ich fand die Tatsache, dass jemand, der wegen Depressionen und Suizidgefahr in Therapie war, einen Airbus fliegen durfte, weitaus schockierender. Neun Bände sind bisher erschienen. Mir gefielen vier bis sieben am besten. Die Bücher sind nicht nur spannend, sondern machen neugierig auf Hamburg. Ob es einen Band 10 geben wird, ist noch nicht bekannt.

Ebenfalls in Hamburg ermittelt Inspektor Takeda. Autor der Krimireihe ist Henrik Siebold. Kenjiro oder Ken hat sich innerhalb eines Austauschprogramms für Deutschland entschieden, wo er studiert hat. Seine Kollegin Claudia Harms ist zunächst wenig begeistert. Aber dann merkt sie, dass Takeda sehr genau beobachtet und kombiniert und einen Mord erkennt, wo andere Experten ahnungslos sind. Sie werden ein Team. Aus Kollegen werden Freunde und dass sich ganz allmählich noch mehr entwickelt, ist herzerwärmend. Claudia lernt viel über Japan, seine Geschichte und Kultur und die Menschen. Die Fälle, an denen die beiden arbeiten, sind knifflig und brisant. Am besten gefiel mir der zuletzt erschienene vierte Band „Inspektor Takeda und das doppelte Spiel“. Band Nr. 5 ist für 2021 angekündigt.

Ein Ermittler, der im Gedächtnis bleibt, ist der Rechtsmediziner Dr. Leon Ritter. Autor ist Remy Eyssen. Leon Ritter ist in die Provence gezogen, um dort zu arbeiten. Er fühlt sich den Toten, die er untersucht, verpflichtet, und sieht mehr als andere Rechtsmediziner. Man mag an Übersinnliches glauben oder nicht: Leon Ritter nimmt man ab, was er erlebt. Es sind besonders grausige Fälle, die er gemeinsam mit seiner Freundin, Capitaine Isabelle Morelle, aufklärt – oftmals gegen den Widerstand ihres Chefs. Und natürlich geht es nebenbei auch um die Provence, um gutes Essen und guten Wein. Aber ich muss auch warnen: die Fälle gehen an die Nieren und ich habe mich nach dem Lesen schon im Dunkeln gefürchtet. Dennoch - es sind gute und spannende Geschichten. Sowas macht süchtig. Alle bisher erschienenen Bücher habe ich gern gelesen. Band 6 soll am 2. Juni erscheinen.

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