Samstag, 23. Mai 2020
Inspirierende Ermittler
Als mir kürzlich der neueste Krimi um Capitaine Roger Blanc geliefert wurde, muss ich wohl übersehen haben, dass mir zuvor „Provencalischer Stolz“ geschickt worden war, der siebente Fall für Pierre Durand. Die Autorin ist Sophie Bonnet, auch das ist – wie in vielen Fällen – ein Pseudonym. Das war ja mal eine Überraschung, als ich „Verlorenes Vernègues“ ausgelesen hatte und gleich ein neuer Lieblingskrimi verfügbar war!
Wie sein berühmter Kollege Dupin aus den Bretagne-Krimis von Jean-Luc Bannalec war auch Durand zuvor in Paris tätig gewesen. Nach Schwierigkeiten mit seinem Vorgesetzten kam er einer Versetzung zuvor und wurde Dorfpolizist in Saint Valérie im Herzen der Provence. Während seiner Ermittlungen wird er dort heimisch. Er lernt Charlotte kennen, eine leidenschaftliche Köchin deutscher Herkunft, und beide bauen sich eine gemeinsame Zukunft auf. Pierre Durand ist ein eigenwilliger Ermittler, der genau beobachtet und seiner Intuition vertraut. Teil 7 der Serie habe ich gerade erst zu lesen begonnen und kann daher noch nicht viel dazu schreiben, außer, dass mir der Anfang gut gefällt. Es geht darin nicht nur um Mord, sondern auch ums Menschliche. Pierre Durand ist vom neuen Bürgermeister suspendiert worden und lässt sich gehen. Man ahnt, dass es nicht lange so bleiben wird: er braucht einen neuen Fall und muss gegen die Suspendierung vorgehen. Inspirierend ist für mich, wie Pierre sich entscheidet, seinen Traum von einem Grundstück auf dem Land zu verwirklichen – gemeinsam mit Charlotte. Charlotte ist nicht weniger inspirierend: sie verwirklicht ihren beruflichen Traum und ist dabei pragmatischer als Pierre. Krimis, die in Urlaubsregionen spielen, bedienen eben auch Träume vom Auswandern und vom Neubeginn. Ich finde es wichtig, die eigenen Träume nie aus den Augen zu verlieren. Manches lässt sich durchaus umsetzen, und wenn es eine modifizierte Variante wie bei Charlotte ist, die zwar kein eigenes Restaurant eröffnet, sondern eine Epicerie, wo sie eigene Gerichte anbietet. Über schöne Regionen zu lesen, wo man gut leben kann, ist gerade in der jetzigen Situation mit Reisebeschränkungen eine motivierende Beschäftigung.
Ähnlich angenehm lesen sich die Fälle von Kommissar Leon Duval, der an der Côte d’Azur ermittelt. Autorin der Serie ist Christine Cazon. Ich liebe ja den Atlantik und war bisher noch nicht am Mittelmeer. Ehrlich gesagt, haben mich erst die Ermittlungen von Kommissar Duval dazu angeregt, irgendwann doch dorthin zu reisen. Leon Duval schwimmt gern im Mittelmeer und mit ihm kann man die schönen Seiten dieser Küste erleben, das Licht, die unglaubliche Farbe des Wassers – das kann ich mir gut vorstellen. Die Fälle, an denen er arbeitet, sind durchaus herausfordernd. Eine Herausforderung ist aber auch sein Privatleben: seine Frau hat ihn verlassen und er bemüht sich um regelmäßigen Kontakt zu seinen Kindern. Als seine Freundin Annie ein Kind erwartet, ist er zwiespältig, weil er seinen anderen beiden Kindern kaum gerecht werden konnte. Mich hat vor allem der siebente Band „Vollmond über der Côte d'Azur“ berührt. Ich hoffe auf Band Nr. 8!
Die Korsika-Krimis um den Ermittler Eric Marchand von Vitu Falconi sind auch sehr lesenswert. Die Beschreibungen der Insel sind so intensiv, dass man schon eine Reise in Gedanken dorthin macht. Absolut empfehlenswert bei Fernweh! Eric Marchand hat korsische Wurzeln. Er ist Schriftsteller und auf die Insel gereist, um eine Schreibblockade zu überwinden. Er gerät in Kriminalfälle, die er löst – schließlich hat er als Autor von Krimis schon öfter mit der Polizei zusammengearbeitet. Aber er kommt auch einem dunklen Familiengeheimnis auf die Spur. Jene Fälle haben viel mit der Geschichte der Insel und ihren Eigentümlichkeiten zu tun. Und Eric Marchand verliebt sich in eine ganz besondere Frau, natürlich eine Korsin. Die Reihe wirkt nach Teil 3 „Korsische Vendetta“ schon abgeschlossen, aber irgendwie hoffe ich doch auf Fortsetzung. Und natürlich zieht es mich nach Korsika.
In die Toskana führt der erste Band einer Serie um die Ermittlerin Giulia Ferrari: „Signora Commissaria und die dunklen Geister“. Der Autor nennt sich Pietro Bellini. Ich habe das Buch sehr gern gelesen. Giulia Ferrari ist eine starke Frau, die sehr professionell ermittelt und sich durchsetzt. Sie wollte nie wieder in die Toskana zurückkehren und erst recht nicht nach Santa Croce, ihrem ehemaligen Heimatdorf. Man ahnt, dass dort etwas Schlimmes geschehen ist, und am Ende des Buches wird die Geschichte dann erzählt. Ich verrate natürlich nichts! Aber zum Fall: Mitten auf der Ponte Vecchio in Florenz wurde ein Toter gefunden. Aber kurz darauf ist dieser verschwunden und ein Polizist wurde niedergeschlagen. Giulia Ferrari wird in ihren Ermittlungen unterstützt von dem ehemaligen Commissario Luigi Battista, der sich zurückgezogen hat und in Santa Croce ein Restaurant betreibt, sowie dem blinden Polizisten Enzo Aleardi, zu dem sie eine besondere Zuneigung verspürt. Ein interessantes Ermittlerteam, und ich bin so gespannt auf die Fortsetzungen! Ich kenne weder die Toskana noch Florenz, aber ich genieße all die Schilderungen. Und erst die Rezepte! Die wecken wirklich Lust, sich in die Küche zu stellen. Ich weiß schon, dass ich nie alle Orte bereisen werde, die mich interessieren – aber Florenz wäre definitiv einen Besuch wert!
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