Samstag, 9. Mai 2020

Brillante Ermittler

Ein Fest des Lesens steht immer dann bevor, wenn ich einen Krimi, der von einem meiner Lieblingsermittler handelt, auf mein Lesegerät geschickt bekomme. Moderne Krimiserien sind wie Lieblingsserien im Fernsehen: man fühlt sich den Figuren und den Schauplätzen nahe und ist immer ein wenig traurig, wenn das Buch zu Ende ist. So ein Fest dauert bei mir zwei, maximal drei Abende an, aber ich habe besonders gute Krimis auch schon an einem einzigen Abend durchgelesen.

Diese Krimis bieten mehr als das Verfolgen von Spuren und das Aufstöbern der Mörder, mehr als Spannung und Nervenkitzel. Es sind komplexe Geschichten, die unterhalten, aber auch weiterbilden. Ich mag Lokalkolorit und Informationen über die Gegenden, in denen die Handlung spielt. Moderne Krimis enthalten Anspielungen auf aktuelle politische Entwicklungen, beziehen brisante Themen wie Lobbyismus, Umweltskandale, Korruption ein. Ein bisschen kulinarische Inspiration ist mir auch sehr lieb.

Gerade freue ich mich auf "Schwarzer August. Leander Lost ermittelt", von Gil Ribeiro. Leander Lost stammte aus Hamburg und ist innerhalb eines europäischen Austauschprogrammes an die portugiesische Algarve vermittelt worden. Er ist Asperger-Autist und die deutschen Kollegen wollten ihn loswerden. Seine portugiesischen Kollegen werden auf seine speziellen Fähigkeiten, besonders sein fotografisches Gedächtnis, aufmerksam. Neben Spannung und einiger Situationskomik sind die Bücher eine Liebeserklärung an Portugal und die dort lebenden Menschen. Und es sind viele wunderbare Sätze darin, die einfach aufmerken lassen und die man sich notieren möchte.

So oft habe ich schon in Rezensionen gelesen, Ermittler XY sei besser als Dupin. Nein, es gibt kein "besser als Dupin"! Die Bretagne-Krimis um Kommissar Dupin von Jean-Luc Bannalec sind einzigartig und eigentlich nicht zu toppen. Jedes Buch ist sehr spannend, sehr rasant - Dupin ermittelt geradezu atemlos. Dazu vermitteln sie viel Wissenswertes über die Bretagne, die Geschichte, die Traditionen, die eigenwilligen, stolzen Bretonen. Die Bücher beschreiben wunderschöne Landschaften und die Spezialitäten der Region. Ich habe hier schon über mein Lieblingsbuch dieser Serie geschrieben: "Bretonische Brandung". "Bretonische Spezialitäten", Teil 9 der Reihe, erscheint am 16. Juni. Natürlich habe ich vorbestellt und erwarte das Buch mit Spannung.

Es gibt jedoch eine Serie, die mich noch mehr anspricht. Sie ist nicht besser, sondern anders. Mein Lieblingsermittler ist Capitaine Roger Blanc in den Provence-Krimis von Cay Rademacher. Beim Lesen verfällt man sofort dem Zauber der Provence. Aber neben viel Licht ist auch Schatten. Es gibt schreckliche Verbrechen, meist eingebettet in Skandale großen Ausmaßes. Blanc hat einen mächtigen Widersacher, den Staatssekretär Jean-Charles Vialaron-Allègre, und diese Feindschaft reicht bis in Blancs Privatleben, das ebenso brisant ist wie die Fälle, an denen er arbeitet. Ich hatte schon befürchtet, die Serie sei abgeschlossen. "Verhängnisvolles Calès" ist mein bisheriger Liebling aus der Reihe - ein Weihnachtskrimi, wie er besser nicht sein kann. "Gefährliche Côte Bleue" ist ebenfalls sehr schön und auch in diesem Krimi ist das Meer sehr präsent. "Verlorenes Vernégues", Teil 7 der Reihe, erscheint sehr bald, nämlich voraussichtlich am 19. Mai. Das wird mein Lieblingsbuch des Monats!

Und nun wird es Zeit für eine Ermittlerin, die beste: "Madame le Commissaire" Isabelle Bonnet von Pierre Martin. Sie ist viel mehr als nur eine Kommissarin in Fragolin, einem idyllischen Ort in der Provence. Sie kommandierte früher eine Antiterroreinheit in Paris und hat einen Bombenanschlag nur knapp überlebt. In der Provence will sie sich erholen, aber sie gerät immer wieder in Fälle, die sie wohl oder übel aufklärt. Ganz ohne Arbeit ist es eben doch zu langweilig! Ihr Behelfsbüro im Rathaus von Fragolin wird zum Außenposten von Paris und ihrem Chef Maurice Balancourt. Die Fälle, an denen Isabelle und ihr kauziger Kollege Eustache arbeiten, beginnen scheinbar provinziell und meist steckt dann sehr viel mehr dahinter, so dass sie alle Register ihres Könnens ziehen kann. Sie ist sehr cool und sehr stark und lässt unprofessionelle, chauvinistische männliche Kollegen mit Freude auflaufen. Aber die Provence verändert Isabelle auch: sie lernt, das Leben zu genießen. Momentan ist kein neuer Krimi dieser Reihe angekündigt, aber ich hoffe, das ändert sich bald. Mein Lieblingsbuch der Serie war immer das neueste, das ich gerade las.

Meine nächsten Empfehlungen folgen bald: sie gelten Ermittlern, die mir besonders sympathisch sind.

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