Montag, 11. Mai 2020

Sympathische Ermittler

Die Südtirol-Krimis von Lenz Koppelstätter hätten eigentlich noch in meinen ersten Text unter die für mein Empfinden brillanten gehört. Aber Commissario Grauner aus Bozen zählt gleichzeitig zu den sympathischen Ermittlern. Er und sein Kollege Saltapepe haben es mit Fällen zu tun, die immer einen besonderen Bezug zur Region haben. Grauner hat ein Gespür für die Menschen vor Ort. Er ist nicht nur Kriminalist, sondern auch „Viechbauer“, der seine Kühe und Sinfonien von Gustav Mahler liebt. Saltapepe, der aus Neapel stammte (das von einigen Südtirolern in Sizilien verortet wird), muss erst mit der neuen Umgebung vertraut werden – und auch Grauner und er werden nur langsam ein Team. Mein bisheriger Favorit der Reihe ist Band 3 „Nachts am Brenner“. Lenz Koppelstätter ist mit seinen besonderen, atmosphärischen Krimis sofort sehr bekannt geworden – und zu Recht. Ich erwarte den sechsten Band „Das dunkle Dorf“ mit großer Vorfreude. Er ist für Dezember angekündigt.

Noch ein bisschen sympathischer als Grauner (ich gebe es zu) ist der ebenfalls in Südtirol ermittelnde Baron Emilio von Ritzfeld-Hechenstein, ein Privatdetektiv, erschaffen vom Autor Michael Böckler. Emilio ist ein verarmter Baron, dem Reichtum und Titel ohnehin nichts bedeuten. Am liebsten möchte er seine Ruhe haben und guten Wein zu gutem regionalen Essen genießen. Und eigentlich möchte er mit Morden gar nichts zu tun haben, aber er ist ein guter Beobachter und tut dann doch, was er kann – die Morde aufklären. Oft handelt er auf Bitten und Empfehlungen und verdient nebenbei auch Geld. Die Bücher lesen sich sehr flüssig und unterhaltsam und Emilio zählt für mich zu den originellsten Ermittlern. Gerne lese ich über die Gegend und nehme auch so manche Weinempfehlung mit. Ich mochte alle Bücher gleichermaßen! Auf Band 5 „Tödlich im Abgang“, der im August erscheint, freue ich mich riesig.

Einen sehr, sehr sympathischen Ermittler lernte ich erst kürzlich kennen. Perez (er will nur so genannt werden und verschweigt seinen Vornamen) ermittelt in Banyuls-sur-Mer im Südwesten Frankreichs, nahe der spanischen Grenze. Autor ist Yann Sola. Perez ist, untypisch für einen Privatdetektiv, selber Kleinkrimineller: er betreibt einen Schwarzhandel mit Delikatessen. Er ist scharfsinnig wie hartnäckig, schafft es immer wieder, sich in Fälle einzuarbeiten und dabei die lokale Polizei weit hinter sich zu lassen. Ganz ohne sie geht es aber auch nicht. Perez lässt den Kommissar am Schluss die Lorbeeren ernten – und sorgt im Gegenzug für etwas Gerechtigkeit, die bei korrekter Vorgehensweise zu kurz kommen würde. Perez hat trotz seiner kleinen Betrügereien das Herz auf dem rechten Fleck. Mir haben alle vier bisher erschienenen Bücher sehr gut gefallen und ich hoffe auf Fortsetzung.

Ein besonderer Sympathieträger ist Xavier Kieffer, ein ehemaliger Sternekoch in Luxemburg, der in seinem Milieu ermittelt. Autor ist Tom Hillenbrand. Im ersten Fall stirbt ein Restaurantkritiker in Kieffers Lokal, wovon dieser sehr betroffen ist. Und er sieht sich gezwungen, selber zu ermitteln. Kieffer hat von der Sterneküche längst genug und in seinem Restaurant serviert er lokale Spezialitäten. Allerdings kann er immer seltener in seiner Küche stehen, weil ihn weitere Kriminalfälle beschäftigen. Xavier Kieffer ermittelt mit individuellen Methoden, und in Gefahrensituationen setzt er schon mal Küchengegenstände oder heißen Käse zur Verteidigung ein. Seine professionellen wie gefährlichen Gegenspieler unterschätzen seinen Mut und seine Hartnäckigkeit. Er gerät an kriminell agierende Konzerne, Geheimdienste und sogar an die Mafia. Und nebenbei lernt man Luxemburg kennen. Ich möchte unbedingt mal dorthin! Mein Lieblingsbuch der bisher sechsbändigen Reihe ist Band 4 „Tödliche Oliven“. Ich hoffe auf Band Nr. 7!

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