Dienstag, 6. Dezember 2022

Gemeinsame Projekte

In meinem Elternhaus gab es vielfältige Vorbereitungen auf das Weihnachtsfest. Es wurde gebastelt, gebacken, es gab Ausflüge in Weihnachtsausstellungen und Adventsspaziergänge durch Bühlau, wo ich aufgewachsen bin. Viele Häuschen in der Nähe der Dresdner Heide waren sehr schön geschmückt, eher zurückhaltend im Vergleich zu heute, aber gerade deswegen bezaubernd.

Mein Vater war nicht nur Wissenschaftler, er war auch sehr handwerklich und hatte, worauf er stolz war, einen „richtigen“ Beruf erlernt, Dreher. Als er anfing, sich das Drechseln beizubringen, konnte er sicher auf berufliche Erfahrungen zurückgreifen. Seine ersten Arbeiten waren kleinere Leuchter und bald auch einfache Räuchermännchen, die er aus Schaufelstielen drechselte.

Irgendwann stellte er auch Nussknacker her. Das waren ideale Weihnachtsgeschenke, besonders auch für Verwandte im Westen, denn es war schwierig für uns „Ossis“, ihnen etwas zu schenken. Meist war es ja anders herum. Ich hatte in den meisten Fällen das Glück, die Drechselarbeiten meines Vaters bemalen zu dürfen. Er hat aber seine Vorstellungen geäußert. Mir hat das große Freude gemacht.

Er war schließlich so erfahren, dass er sich einen Wunsch erfüllte: einen Schornsteinfeger als Nussknacker. Irgendwo hatte er so etwas gesehen. Genau genommen, sagte er, widersprach diese Figur der erzgebirgischen Tradition, weil Schornsteinfeger nicht zur grimmigen Obrigkeit, sondern zu den „Guten“ zählten.

Zwei unserer Gemeinschaftsprojekte sind hier abgebildet. Der Sultan entstand nach seinen Vorstellungen. Und der römische Legionär (in typischer Uniform der Kaiserzeit) entstand auf meinen Wunsch hin. Auch ein Bruch mit der Tradition – aber ich mag dieses Männlein ganz besonders.

Wenn ich irgendwann mehr Zeit habe, möchte ich mich intensiv mit Holzbearbeitung beschäftigen und, auch im Andenken an meinen Vater, das Drechseln erlernen.

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