Samstag, 26. November 2022

Licht

Ein paar Tage vor dem ersten Advent fuhr ich an einem dunklen, kalten Morgen in die Stadt, zur Schwimmhalle zum Training und danach zur Arbeit. Motiviert war ich nicht. Als ich die Marienbrücke überquerte, fuhr gerade ein mit Weihnachtsgirlanden beleuchtetes Schiff unter der Brücke hindurch. Es war ganz still, die Passagiere dieser Flusskreuzfahrt schliefen wohl noch. Beim Anblick der glitzernden Girlanden hat dieser dunkle Novembermorgen einen besonderen Zauber bekommen. Ein Radfahrer vor mir fuhr sogar rechts heran und schaute hinunter. Lichterglanz gegen die Finsternis – das ist Advent, das ist Weihnachten.

Im Corona-Jahr 2020 hatte ich das Bedürfnis, noch mehr zu schmücken, noch mehr Licht ins Haus zu bringen, im Gegensatz zu all den weniger erfreulichen Tagesthemen. Ich habe einige Laternen und LED-Kerzen gekauft. Die wurden im Treppenhaus aufgestellt. Das ist nun zur Tradition geworden. Als im vergangenen Jahr das Hauslicht ausfiel, war das erstmal kein Problem – bis zur Reparatur (und darüber hinaus) leuchteten die Kerzen.

Es wird so oft darauf hingewiesen, dass wir heutzutage zu viel Strom verbrauchen, dass das viele Licht auch der Natur schadet und dass wir uns beschränken müssen. Das mag alles gut und richtig sein, aber zu Weihnachten sollten die Lichter brennen. LED- oder auch solarbetrieben, mit echten Kerzen, oder auch ganz herkömmlich. Das Fest des Lichtes entspringt einem alten menschlichen Bedürfnis, und man sollte nicht dagegen moralisieren.

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